Wie wir das Krisenjahr 2020 erlebt haben und was daraus entstanden ist. Eine Corona-Geschichte mit Happy-End.
Was für ein Jahr! Begonnen hat es für uns mit der Jagd & Hund 2020, mit all den netten Kundengesprächen, Jagdgeschichten und Inspirationen, obwohl der aufmerksame Beobachter des Weltgeschehens sich schon damals fragte, was denn da auf uns zu kommt…
Die Corona-Krise erreicht Europa
Als sich dann innerhalb kurzer Zeit alles rasend schnell von einem unguten Gefühl zum ersten großen Lockdown entwickelte und keiner genau wusste, was mit uns, unserer Gesundheit, mit der Wirtschaft und den vielen gefährdeten Menschen passieren wird, haben auch wir uns große Sorgen gemacht.
Quasi übers Wochenende war klar, dass unsere Händler nichts mehr verkaufen können, dass unser Atelier, aber auch unsere Partnerbetriebe, die Stofflieferanten und Nähereien Gefahr laufen, geschlossen zu werden. Schlaflose Nächte, die Überlegung, ob es besser für unsere Mitarbeiter sein würde, sie in Kurzarbeit zu schicken oder ihnen zu kündigen, um sie so bald wie möglich zurückholen zu können, wenn es die Lage wieder zulässt.
Wie aus der Not ein Plan wurde: Masken nähen zur Sicherung unserer Arbeitplätze
Alles schaute nach Italien, wo die Pandemie wütete und teilweise schon Betriebe geschlossen wurden. Mitten in dieser verwirrenden Situation kam uns die Idee: Wir nähen Masken! Zum einem konnten wir damit die Ausfälle im Handel vielleicht ein bisschen ausgleichen und unsere Arbeitsplätze retten und zum anderen hofften wir, dadurch vielleicht als „systemrelevant“ zu gelten. Ein Zauberwort, dass einem in diesen Zeiten die Hoffnung gab, nicht gleich ganz dicht gemacht zu werden, sollte es noch schlimmer kommen.
Innerhalb von drei Tagen stoppten wir den größten Teil unserer normalen Produktion und legten Taschen, Rucksäcke und Jacken beiseite. Wir besorgten passende Stoffe, bestückten unser Atelier und unsere Zwischenmeister-Betriebe mit Material und krempelten in reger Betriebsamkeit alles auf Maskenproduktion um. Wir nahmen Kontakt mit befreundeten Ärzten und mit Apondium, einem örtlichen und befreundeten Apothekenbetreiber auf und informierten Pflegeheime und Krankenhäuser über unsere Pläne. Wir merkten schnell, dass die meisten bereits händeringend nach Masken jeglicher Art suchten und unsere nicht zertifizierten Stoffmasken für viele einfach die bessere Alternative zu „keine Masken“ war.
Von Lieferengpässen bis zu dichten Grenzen: Täglich neue Überraschungen
Die ersten paar hundert Stoffmasken hatten wir nach wenigen Tagen fertig und nach einer Woche kamen bereits die ersten Lieferungen unserer Partnerbetriebe bei uns an. Nebenbei entstand bei uns der Markenname HÜSTERLI, der neben den bunten Farben auch den Zweck des Produktes erklären sollte. Dann gingen die Schwierigkeiten los: Aus Polen und anderen Ländern kamen Hiobsbotschaften, dass der Zoll ganze Wagenladungen von Masken festhält und wir schmiedeten sofort Pläne, wie wir die Ware unserer polnischen Partner so verpacken und deklarieren können, dass wir sie sicher über die Grenze bekommen. Als nächstes verzögerten sich Stofflieferungen. Einige Stoffe sollten aus Tschechien geliefert werden, wo an den Grenzen Staus mit mehreren Tagen Wartezeit herrschten.
Zwei Tage später waren keine Biegedrähte für die Nasenabdeckungen mehr zu bekommen – also alle Mann zur Recherche in die großen Onlinedienste und nach passendem Ersatz suchen! Was heute noch für 2,50 € als einfacher Bindedraht zu kaufen war, hieß drei Tage später plötzlich „Draht für Mundschutzmasken“ und kostete das Vierfache! Gleichzeitig schickten wir unsere älteren Schneiderinnen in die Heimarbeit, um sie aus der Gefahrenzone zu nehmen und verteilten die Arbeit so, dass sie von Zuhause aus auf ihren Haushaltsnähmaschinen zuarbeiten konnten. Eine Mitarbeiterin fuhr dann abends los und sammelte die halbfertigen Bauteile ein.
An der Tür unseres Ateliers und auch bei uns daheim klingelten laufend Besucher, die vor Ort schnell Masken kaufen wollten, die wir gar nicht hatten, weil alles sofort wieder verschickt wurde.
Jeden Tag gab es neue Herausforderungen zu bewältigen und wir arbeiteten teilweise bis tief in die Nächte. Es gab so viel Nachfrage, dass wir noch nicht einmal in der Lage waren, die HÜSTERLIs in unserem eigenen Onlineshops anzubieten und sogar im Freundeskreis mussten wir viele Leute erst einmal enttäuschen, weil der Bedarf besonders bei den Pflegediensten meist viel notwendiger war.
Maskenwahnsinn, ein erstes Aufatmen im Atelier und eine schöne Kooperation
Allein in den ersten Wochen des Lockdowns haben wir über 30.000 Masken hergestellt – für eine kleine Firma wie unsere eine enorme Menge – und damit war noch nicht Schluss. Wir haben Apotheken, Arztpraxen, Altenheime, Pflegedienste, Flughafenpersonal, die Architektenkammer NRW und alle möglichen medizinischen Sonderfälle versorgt. Unsere Masken reisten von Neuss bis nach Berlin und sogar bis nach London.
Zusammen mit Christiane König von Apondium entstand die Idee, mit den Masken noch einen guten Zweck zu verbinden: Von den HÜSTERLIs, die wir über die Apotheken und später dann auch über unseren Shop verkauften, ging je 1 Euro ans örtliche Frauenhaus, deren Team uns versicherte, dass das Geld sinnvoll angelegt sei, da der Zulauf dort durch steigende häusliche Gewalt stark angestiegen war. So konnten wir gemeinsam mit den kooperierenden Apotheken schon während dieser Zeit bereits Spenden in Höhe von 5000 € generieren.
Der weitaus größere Teil der Masken, den wir in großen Mengen an die erwähnten Stellen abgaben, war knapper kalkuliert und wir wussten nicht, ob wir am Ende mit den Erträgen unseren Laden über Wasser halten müssten oder ob es einen Gewinn geben würde. Wir wussten ja noch nicht einmal, ob plötzlich das Geschäft mit den Masken wie ein Kartenhaus zusammenbrechen würde, weil jede deutsche Nähmaschine auf einmal welche produziert oder gar die Bundesregierung riesige Mengen zur Verfügung stellen würde. Dann hätten wir auf Bergen von Masken gesessen!
Während dieser irren und sich täglich wandelnden Zeit stellten wir mit Freude fest, dass unser normales Geschäft recht stabil weiter ging und wir gute Chancen hatten, keinen unserer Mitarbeiter langfristig nach Hause schicken oder gar kündigen zu müssen. Und nachdem auch im Handel wieder „normalere“ Verhältnisse herrschten, konnten auch die meisten unserer Händler wieder etwas aufatmen.
Inzwischen ist das Maskenthema für uns durch. Wir haben noch einige Vorräte, konzentrieren uns jetzt aber wieder ganz auf das, was uns wirklich Spaß macht!
Unser grösster Gewinn aus der Krise: Es gemeinsam geschafft zu haben
Wir haben uns erfolgreich und mit einem unglaublich tollen Gemeinschaftsgefühl zusammen mit unseren Mitarbeitern, Freunden und Geschäftspartnern durch die härteste und unruhigste Zeit unserer 10-jährigen Firmengeschichte manövriert. Ein schöner Nebeneffekt war, dass wir so viel Arbeit mit dem Projekt „HÜSTERLI“ hatten, dass kaum Zeit mehr blieb, sich mit Zukunftssorgen zu beschäftigen.
Wir sind uns bewusst, dass es nicht nur der Lohn unserer Arbeit ist, sondern, dass wir auch eine Portion Glück hatten, in einer Branche zu sein, die nicht zu den Verlierern gehört. Aber wir können auch mit etwas Stolz behaupten, dass wir es hier alle zusammen geschafft haben, mit unserem Einsatz und dem unermüdlichen Optimismus unseres tollen Teams die Krise – zumindest bis hierher – gemeistert zu haben.
Vom Hüsterli zum Helferlein
Am Ende haben wir an den Masken sogar noch etwas Geld verdient und weil wir heute wissen, dass wir es auch ohne HÜSTERLI durch die Krise geschafft hätten, möchten wir die Früchte dieses Erfolges noch in diesem Jahr mit anderen teilen und uns darüber freuen, dass wir unser Brot immer noch mit anderen, uns lieberen Produkten verdienen können.
Wir haben zehn Organisationen ausgewählt, denen wir jeweils 1.000 Euro gespendet haben, die durch den Verkauf von Masken bei uns gelandet sind. Die Auswahl ist aus den unterschiedlichsten Gründen erfolgt und hat in irgendeiner Form einen Bezug zu uns, unserem Umfeld oder den Dingen, die uns wichtig sind.
1. Aktion Luftballon Neuss
2. Amadeo Antonio Stiftung
3. Deutsche Wildtierstiftung
4. Initiative Schmetterling
5. Kindernothilfe
6. Neusser Tafel
7. Pro Asyl
8. Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Neuss
9. Welthungerhilfe
10. Wipe a tear e.V.
Insgesamt sind aus dem Verkauf unserer Masken 15.000 € an Spenden entstanden!
Somit sind aus den verkauften Masken während dieses Jahres – die gemeinsame Aktion mit Apondium mitgerechnet – insgesamt 15.000 € an Spenden entstanden! Auch wenn wir wissen, dass zu diesem Zeitpunkt die Coronakrise keineswegs überwunden ist, ist das für uns zumindest ein Happy End unseres „Kapitels 2020“ und eine gute Nachricht. Und gute Nachrichten können wir alle dieser Tage gebrauchen.
Und jetzt wünschen wir allen unseren treuen Kunden und Freunden von WALDKAUZ und STEINKAUZ ein bestmögliches, schönes Weihnachtsfest: Auf dass das kommende Jahr von Gesundheit und viel Gutem geprägt wird und wir alle bald den Zeitpunkt erleben, an dem Corona nicht mehr unseren Alltag bestimmt!
Eure Käuze